Historie: Drei Kinder der Fusion

Das Heimatmuseum in Leopoldshafen, das Heimathaus in Eggenstein und die Fähre „Sophie“ im Alten Schröcker Hafen sind eindrucksvolle Zeugnisse der Bereitschaft der Gesamt­gemeinde nicht nur in die Zukunft, sondern auch in einen geschichtlichen Rückblick zu investieren. Alle drei Einrichtungen sind darauf angelegt, nicht Trennendes sondern Verbindendes darzustellen und zu dokumentieren.

Bereits das auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Hermann Übelhör gegründete Heimatmuseum in Leopoldshafen ist ein Beispiel für das Zusammenwachsen beider Ortsteile. Leopoldshafen – Schröck stellte mit dem eindrucksvollen Gebäude des Alten Zollamts und Rathauses den äußeren Rahmen, der dann mit der Sammlung des im Vorfeld der 1200-Jahr-Feier Eggensteins entstandenen Heimatmuseums seine Ein- und Ausrichtung erhielt. Hier bot sich die Möglichkeit, eine über 1200 Jahre andauernde gemeinsame Geschichte zu dokumentieren, die sich in ihren Ursachen und Folgen nicht nur auf die beiden heutigen Ortsteile beschränkt, sondern auch die Geschichte und Lage abgegangener Ansiedlungen wie Freccanstetten und Hochstatt berücksichtigt. Alle vier Orte waren „Kinder des Rheins“ und durch den aus geologischen Gründen im Bereich unserer Urgemarkung seit über 2000 Jahren günstigen und wichtigen Rheinübergang entstanden.

Schon in keltischer, vor allem aber in römischer Zeit, wurden hier Hohlwege – in Schröck der Zollberg, in Eggenstein der Ankerberg – angelegt, um mit Gespannen den Höhenunterschied zwischen Tief- und Hochgestade überwinden zu können. Vor allem der „Schröcker Anstieg“ war wohl besonders wichtig für die bis heute bestehende Straße doch in direkter Linie von der extremen Spornlage Schröcks zu der im Hardtwald verlaufenden römischen Fernstraße von Offenburg nach Ladenburg. An dieser Straßenkreuzung konnte sogar eine römische Kalkbrennanlage für den Straßenbau archäologisch nachgewiesen werden.

Nach der fränkischen Landnahme entstand auf dem Schröcker Sporn – gefördert durch zahlreiche Schenkungen aus den Dörfern der Hardt – auf der Eggensteiner Urgemarkung ein Wirtschaftshof des Reichsklosters Lorsch. Im hohen Mittelalter kam nach zahlreichen Übergriffen der Grafen von Hochberg auch das Klostergut über die Calwer Grafen durch die Vermittlung des Bischofs von Speyer das Lorscher Klostergut an das Kloster Maulbronn. Nach über 200 Jahren in Maulbronner Besitz wurde der Klosterhof badisch und in sechs Erbbeständer-Höfe aufgeteilt. Kirchlich gehörten aber beide Ortsteile weiterhin zusammen. Erst im Jahre 1765 erhielt Schröck den Status einer selbstständigen Gemeinde. Soweit zur gemeinsamen Geschichte, die sich auch durch zahlreiche archäologische Funde darstellen lässt, die vor allem im Heimatmuseum in Leopoldshafen ausgestellt sind. Auch die Themen Landwirtschaft, Fischerei, Fährbetrieb und Schifffahrt sowie Wirtschaftsgeschichte bis in die Gegenwart sind hier vertreten.

Im Heimathaus in Eggenstein werden die Themen Auswanderung und Rückwanderung durch Flucht und Vertreibung, Migration und die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Eggenstein vom Bauern- und Handwerkerdorf zum vielseitigen Gewerbestandort dargestellt. Vor allem die provisorische Unterbringung von Flüchtlingen in Barackenlagern des ehemaligen Reichsarbeitsdienstes und ihre Integration in den 1950er Jahren stehen hier im Mittelpunkt. In der Scheune werden an mehr an 20 Einzelstationen die früher im Dorf tätigen Handwerke präsentiert.

Die Museumsfähre „Sophie“ im Hafen bietet die Möglichkeit für zahlreiche Veranstaltungen, wie z. B. Ferienspaß-Aktionen, Vereinsausflüge oder musikalische Events.

Personell getragen werden die Einrichtungen durch eine wöchentlich tätige Arbeitsgruppe, dem Museums-Team, von Fall zu Fall durch Mitarbeiter der Alterskameraden der Feuerwehr, dem Fähr-Team, der ehrenamtlichen Museumsleitung und der Archivarin der Gemeinde, die als wichtiges Bindeglied zwischen Ehrenamtlichen und Gemeindeverwaltung fungiert. So wurden in den letzten Jahren die Fassade des Heimathauses komplett renoviert, das Dachgeschoß der Scheune isoliert, das „Woogheisl“ in Leopoldshafen restauriert und die Fähre vom Fähr-Team aufwendig renoviert. Die 2010 gegründete Agendagruppe Ortsgeschichte bietet allen Interessierten eine Mitarbeit an und lädt jeweils am ersten Donnerstag des Monats in den Sitzungssaal der Gemeinde ein. Die Themen sind vielfältig, so u. a. Berichte über die Aktivitäten der Gruppe, wie auch Vorträge und Filmvorführungen zur Ortsgeschichte. Die Termine werden im Amtsblatt Eggenstein-Leopoldshafen veröffentlicht

Text: Otti und Wolfgang Knobloch