Birkenfeld I hatte vergangenen Sonntag Neuenbürg zu Gast in der Schwarzwaldhalle und ging als Favorit mit Spielbeginn 1:0 in Führung, da die Neuenbürger nur zu siebt angetreten waren. Schnell erhöhte Christian Staib auf 2:0, nachdem er seinen Gegner mit einem Doppelangriff vor große Probleme stellte. Dieser Doppelangriff gewann letztlich eine Figur und brachte den unmittelbaren Sieg. Jürgen Becht musste sich zu Beginn mit den schwarzen Steinen gut verteidigen, da sein Gegner mit voller Kapelle den Angriff suchte. Dies wusste der Birkenfelder aber sicher zu blockieren und konnte dem ungestümen Angreifer letztlich Material abnehmen. Dies verwertete er im Endspiel sicher zum nächsten Sieg für Birkenfeld. Marko Böttger hatte zunächst ebenfalls eine komplexe Stellung, die er aber vorteilhaft auflösen konnte. Mit präzisem Spiel konnte er sich souverän durchsetzen. Merten Hubel traf mit Christian Dathe auf einen alten Bekannten: der Neuenbürger war in der Jugend in Birkenfeld ausgebildet worden und traf nun auf seinen ehemaligen Trainer. In einer taktisch geprägten Partie hatte Merten Hubel nicht nur optisch die besseren Karten; er wusste sie auch zu spielen. Mit einem klugen Angriff lotste er den König an den Rand und gewann durch einen schönen Mattangriff. Mit Klaus Klarmann hatte Jens Kürten den zweiten Spieler der Gäste mit Birkenfelder Vergangenheit und auch hier behielt der Birkenfelder die Oberhand. Durch einen Bauerngewinn im Mittelspiel konnte Jens Kürten in ein vorteilhaftes Endspiel abwickeln und nach dem Gewinn eines weiteren Bauern sicher gewinnen. Petra Hoffmann hat sich ihren Sieg lange und hart erarbeiten müssen. Durch das beständige „Sticheln“ des Gegners, der immer wieder versuchte, mit seinen Schwerfiguren gegen den ohne Bauernschutz stehenden König der Birkenfelderin vorzugehen, musste sie sehr exakt spielen, um den materiellen Vorteil zu verwerten. In folgende Stellung hatte sie mit Weiß erfolgreich abwickeln können und fand mit 1. c6 einen sicheren Weg zum Gewinn. Mit welchem hübschen Motiv hätte sich die Stellung erzwungen vereinfachen und ebenfalls gewinnen lassen?

Mit 1. Tb8 Kh7 (auf 1. … Tf8 folgt 2. Txf8 Kxf8 und der weiße Bauer läuft ungehindert durch) 2. Th8+ Kxh8 3. Sg6 Kg8 4. Sxf4 Kf7 5. Sxh5 (dieser Bauer muss ebenfalls geschlagen werden, da sich der weiße König nicht gegen zwei Bauern durchsetzen kann!) 5. … Ke7 6. Sf4 Kd7 7. Sd3 und der weiße Bauer ist gesichert. Jetzt läuft der weiße König erst zum verbliebenen schwarzen Bauern und nach dessen Beseitigung dann zum eigenen Bauern und gibt diesem bis zur Umwandlung sicheres Geleit.

Diese Variante mit dem Turmopfer ist eher für die Analyse und in einer praktischen Partie oft ein unnötiges Risiko, daher hat sich Petra Hoffmann für den sicheren und auch schnelleren Gewinnweg entschieden.

Die Partie des Tages war zugleich die längste. Joachim Braun hatte einen Gegner, der immer wieder unangenehme Antworten fand und den Birkenfelder zu langem Nachdenken zwang. Dafür blieb die Partie für die Zuschauer äußerst spannend, da man für beide Spieler jeden Moment den entscheidenden Vorteil erwartete. Durch die ungleiche Materialverteilung fanden sich auf beiden Seiten diverse Motive und Drohungen: Mattangriffe, Doppelangriffe, Bauernumwandlung, Figurengewinn, Bauerngewinn und es war schwierig zu sagen, wer die Oberhand behalten würde. Für Spannung sorgte zudem die knappe Bedenkzeit des Birkenfelders: während sein Gegner noch knapp 30 Minuten hatte, reduzierte sich die Zeit für die restliche Partie bei Joachim Braun auf 30 Sekunden (da bei den elektrischen Schachuhren pro Zug ein Bonus von 30 Sekunden addiert wird, konnte die Zeitüberschreitung zwar vermieden werden, aber der Notwendigkeit eines schnellen und exakten Überlegens stieg beträchtlich)! Umso überraschender war, als Joachim Braun in folgender Stellung ein Remisangebot des Gegners ablehnte und auf Sieg spielte:

Der Gegner hatte soeben mit dem Turm auf h7 einen Bauern geschlagen und nun drei Bauern für den Läufer. Die Partie verlief wie folgt:

47. … Lf5 48. Lc4 Te1 49. g4 fxg3+ 50. Kxg3 Tc1 51. Lb3 Tc3 52. Kg2 Lb6 53. Tf7+ Ke8 54. Tg7 Kd8 55. Ld5 Tc2+ 56. Kh1 Ld4 (dieser Läufer dominiert das ganze Brett!) 57. Tg8+ Kc7 58. Le4 Tc1+ 59. Kg2 Tg1+ 60. Kh2 Lxe4 61. fxe4 Ta1 (mit wenigen Sekunden Restbedenkzeit erkennt Joachim Braun den Weg zum Gewinn: der Bauer a7 wird nach dem Schlagen der Bauern auf a2 und b5 den Gewinn bringen, während der Läufer die weißen Bauern aufhält!) 62. Txg6 Le5+ 63. Kg2 Txa2+ 64. Kf3 Ta5 65. h4 Txb5 66. h5 a5 67. h6 Tb3+ 68. Ke2 a4 69. Te6 Ld4 70. Te8 (70. Te7+ Kxc6) 70… Tb8 71. Te7+ Kxc6 72. Kd3 Lh8 73. Ta7 Kb5 74. h7 Kb4 75. Kc2 Ka3 76. Td7 Tc8+ 77. Kb1 Kb3 78. Td3+ Lc3 79. Td7 Tf8 80. Tb7+ Lb4 0:1.

Mit diesem furiosen Finale stand der nie gefährdete 8:0-Sieg fest und Birkenfeld grüßt nun von der Tabellenspitze der Bereichsklasse.